Führung und Personalmanagement -

Führung Zukunft: Führungsstil in Corona-Zeit

Derzeit beschäftigen sich viele Experten damit, wie die Führung in der Corona-Ära aussehen wird. Diese Führungsinstrumente sind aktuell wichtig

Bildquelle: Jason Goodman auf Unsplash

Ein Kommentar von Peter Majer

Welches sind die richtigen Führungskräfte, um Unternehmen sicher durch den Sturm und die raue See mit Corona-Wellen zu navigieren? Wie geht man mit den Zukunftsängsten der Mitarbeiter um? Wie sieht Führung über Distanz ins Home-Office aus? Wie geht man mit Mitarbeitern um, für die der tägliche Gang zur Arbeit und die Anwesenheit im Büro bereits eine potenzielle Gefahr darstellt, sich anzustecken? Aber auch für ganz pragmatische Probleme wie etwa die Durchführung von Meetings mit Mund-Nasen-Schutz, der die Atmung und das Sprechen beeinträchtigt und die wichtige Gesichtsmimik verdeckt, braucht es Lösungsvorschläge.

Die Psychologie des guten Führens

Die Schlagworte lauten Empathie, Resilienz, Ambiguität und vor allem Authentizität. Empathie und Resilienz sind Begriffe aus der Psychologie und somit Eigenschaften, die im Wesentlichen bereits in der Persönlichkeit selbst angelegt sind und nicht an teuren Business Schools erlernt werden können.

Empathie umschreibt Wikipedia mit der Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Weiter heißt es dort, dass die Grundlage der Empathie die Selbstwahrnehmung ist. Je offener eine Person für ihre eigenen Emotionen ist, desto besser kann sie auch die Gefühle anderer wahrnehmen.

Hier beginnt bereits das Dilemma von Führungskräften mit narzisstischer Prägung. Die Diskrepanz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung ist riesig. Es sind zumeist Führungskräfte, die von Mitarbeitern eine 24/7 Verfügbarkeit erwarten, autoritär und nach Gutsherrenart führen, bei denen nur Performance zählt und die einzig geltende Wahrheit ausschließlich bei sich selbst finden. Ihr selbstgebauter Thron hat deutliche Risse bekommen, weil ihnen auch noch ihre scheinbar sichere Vorhersehbarkeit der Zukunft in Form von Double Digit Growth abhandengekommen ist und die Mitarbeiter ihre selbsterschaffene Autorität schon lange nicht mehr akzeptieren. Sie kämpfen noch um Status und Machterhalt, haben aber keine Lösungsschablonen, die für die aktuelle, noch nie dagewesene Situation passen.

Einfühlungsvermögen als Qualität

Vielmehr braucht es jetzt Manager, die resilient sind und mit Unsicherheit und Mehrdeutigkeit (Ambiguität) umgehen können. Sie bleiben handlungsfähig, weil sie offen sind für neue Lösungen, die Ruhe bewahren, sich selbst und die Situation realistisch und stetig neu bewerten und ihre Strategie anpassen.

Manager, die einen Führungsstil pflegen, der auf Vertrauen und Wertschätzung beruht und die sich sicher sein können, dass ihre Mitarbeiter auch im Home-Office ihre Leistung abrufen. Feste Jour fixe, ergebnisorientiertes Feedback und gemeinsame Online-Meetings sind als Führungsinstrumente über die Distanz essenziell wichtig. Für die Rückführung an den Arbeitsplatz bedarf es mehr als Hygienekonzepte. Schon der Weg zur Arbeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln stellt die erste Gefahr für eine Ansteckung dar. Eine offene Kommunikation über Ängste, Überwachung der Einhaltung von Corona-Sicherheitsvorschriften und Akzeptanz der individuellen persönlichen Situation sind besonders wichtig. Es ist die Aufgabe der Führungskraft, den Mitarbeitern zu vermitteln, dass alles getan wird, um die größtmögliche Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Dabei sollte die Arbeitsqualität jedoch nicht leiden. So kann zum Beispiel die Qualität von Meetings durch das Tragen von Mund-Nasenschutz und Beachtung von Abstandsregeln stark beeinträchtigt werden. Im Zweifelsfall ist es deshalb besser, selbst mit Mitarbeitern, die im Büro anwesend sind, auf Videokonferenzen am PC zurückzugreifen, um sich auf Sachthemen anstatt auf die Einhaltung von Abstandsregeln konzentrieren zu können.

Authentisch Führen

Das wichtigste Merkmal guter Führung ist jedoch Authentizität. Der dominante Leader, der wie ein Löwe mit klaren Regeln und größtmöglicher sozialer Distanz geherrscht hat und sich nun lammfromm und geduldig um die Belange seiner Mitarbeiter kümmert, ist nicht glaubwürdig. Er wird durchschaut und die Mitarbeiter werden wahrscheinlich Wetten darauf abschließen, wann der Wolf den Schafspelz wieder abwirft und sein wahres Gesicht zeigt.

Schwierig wird es natürlich, wenn die aktuellen Leader im Unternehmen nicht die in der Krise benötigten Persönlichkeitsmerkmale und Führungsstile aufweisen. Wohl dem Unternehmen, das bereits einen Führungskräftepool mit unterschiedlichen Talenten im Unternehmen aufgebaut hat und entsprechend kurzfristig reagieren kann.

Allen anderen bleiben augenscheinlich zwei Optionen. Die Hoffnung, dass die Krise möglichst schnell vorbei ist und der Löwe wieder brüllen kann oder die gezielte Suche nach neuen, zeitgemäßen Führungskräften, um auch für die Zeit nach Corona und zukünftige, hoffentlich nicht eintretende Pandemien oder aber sicher auftretenden unternehmerischen Ausnahmesituationen besser gewappnet zu sein.

Es ist jedoch zu erwarten, dass auch nach der Pandemie die durch sie ausgelösten tiefgreifenden Einschnitte und Veränderungen in allen Lebensbereichen eine einfache Rückkehr zum Status Quo vor Beginn der Krise nicht zulassen werden. Dies gilt auch für die Führung von Mitarbeitern.

Expertise des Autors

Peter Majer ist Diplom-Kaufmann und Senior Partner Pharma / Life Science bei der BESTMINDS GmbH Freiburg. Er vermittelt Fach-und Führungskräfte in der Pharma und Life Science Industrie und beschäftigt sich mit dem Thema Führung. Er hat selbst über 25 Jahre in der Pharmaindustrie als Führungskraft gearbeitet und Teams von bis zu 200 Mitarbeitern erfolgreich geführt. Gerne können Sie ihn für ein kostenloses Erstgespräch kontaktieren. Peter Majer wird sich mit Passion Ihren Herausforderungen widmen.

Kontakt

Peter Majer

Diplom-Kaufmann, Senior Partner

M +49 172 68 404 58

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